Mormonismus und Kirchenfinanzen/Kirtland Safety Society

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Die Kirtland Safety Society


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Kritik

Kritiker greifen Joseph Smith in Bezug auf die Kirtland Safety Society (KSS) auf unterschiedlicher Grundlage an:

  • Sie behaupten, die KSS sei eine „wildcat bank” gewesen
  • Sie behaupten, die Bank sei illegal gewesen und die Kirche habe durch ihre Gründung Gesetze gebrochen
  • Sie behaupten, sie habe dazu gedient, Joseph Smith persönlich Geld zu verschaffen
  • Sie behaupten, ihr Zusammenbruch beweise, dass Joseph kein Prophet gewesen sei

Quellen der Kritik

  • Fawn Brodie, No Man Knows My History (New York, A. A. Knopf, 1945).
  • William Alexander Linn, The Story of the Mormons (New York: Russell & Russell, 1902).

Nach Darstellung einer Zeitlinie für die Ereignisse rund um die KSS wird dieser Artikel folgendes behandeln:

  • Das Vokabular, das oft im Zusammenhang mit dem Bankwesen benutzt wird
  • Die Gründe für die Bildung der KSS
  • Der Status von Banken im Grenzland in den 1830-er Jahren
  • Die Art, wie die KSS funktionierte

Danach wird auf die Kritik eingegangen

Zeitlinie der KSS

27 März 1836
Weihe des Kirtland Tempels
August 1836
Oliver Cowdery erkundet die Herstellung von Banknoten, also wird die Gründung einer Bank zu jener Zeit in Erwägung gezogen.
2. November 1836
Die Statuten der Kirtland Safety Society Bank wird beschlossen. Sidney Rigdon wird zum Präsidenten gemacht, Joseph Smith zum Kassier.
1. Januar 1837
Oliver Cowdery kommt mit Druckstöcken für Banknoten an; Orson Hyde berichtet, dass die Legislative des Staates keine Genehmigung erteilt. Die Verweigerung der Bankgenehmigung veranlasst sie, eine Aktiengesellschaft zu gründen, die Kirtland Safety Society Anti-Banking Company (KSS).
2. Januar 1837
Die KSS eröffnet den Geschäftsbetrieb.
6. Januar 1837
Wertpapiere der KSS beginnen zu zirkulieren.
23 Januar 1837
die KSS kündigt an, dass sie ihre Wertpapiere gegen Land eintauschen kann, aber nicht gegen Gold
1. Februar 1837
KSS Wertpapiere werden nur mehr für 12,5 Cent pro Dollar Nominalwert gehandelt.
10. Februar 1837
Ein zweiter Versuch eine Bankgenehmigung zu bekommen wird unternommen; einige Nichtmormonen beteiligen sich an dem Antrag, einschließlich der Rechtsanwalt von Joseph Smith und Samuel Medary, zukünftiger Gouverneur zweier Staaten.[1]
April 1837
Joseph Smith warnt die Heiligen zweimal, dass die KSS zusammenbrechen wird, wenn die Mitglieder die Wertpapiere nicht als Zahlungsmittel für Güter und Dienstleistungen akzeptieren.
Mai 1837
Alle Banken in Ohio stellen die Auszahlung von Goldgeld ein, als sich eine Bankenpanik von New York ausgehend nach Westen ausbreitet.
8. Juni 1837
Joseph Smith tritt von der KSS zurück, da er überzeugt ist, dass die Bank nicht lebensfähig ist.
Juni 1837
Die HLT-Zeitung Messenger and Advocat berichtet, dass die Grundstückspreise in Kirtland allein im vergangenen Jahr um 800% gestiegen sind.[2]
Juli 1837
Erhalten gebliebenes Wertpapier für 100$ mit der Unterschrift von Warren Parrish.
August 1837
Joseph Smith verurteilt die neue Führung der KSS, da Parrish weiterhin neue Wertpapiere ausgibt, obwohl die Bank zusammenbricht.
27. September 1837
Joseph Smith und Sidney Rigdon reisen ab, um Missouri zu besuchen. In ihrer Abwesenheit wird die Kirche in Kirtland von Streit und Abfall zerrissen.
Oktober 1837
Joseph und Sidney werden vor Gericht des Betreibens einer illegalen Bank und der Ausgabe ungenehmigten Papiergeldes beschuldigt und verurteilt (ein zivilrechtlicher, kein strafrechtlicher Tatbestand). Sie erhalten eine Strafe von je 1000$ und gehen in Berufung.
November 1837
Endgültiger Zusammenbruch der KSS. Joseph verbleiben Schulden in Höhe von 100 000$. Er hat Waren und Land, das aber nicht in Bargeld umgewechselt werden kann.
22. Dezember 1837
Brigham Young flieht von Kirtland nach Missouri in der Überzeugung sein Leben sei wegen seiner unerschütterlichen Verteidigung von Joseph Smith durch die Abgefallenen gefährdet.
12. Januar 1838
Nachdem Joseph Smith nach Kirland zurückgekehrt ist, verlässt er es mit Sidney Rigdon wieder, um der Gefahr ins Gefängnis zu kommen und Mobangriffen ausgesetzt zu sein, zu entfliehen.

Begriffe und Definitionen

Nennwert: Der Wert, der auf dem Papiergeld aufgedruckt ist. In jener Zeit war Papiergeld noch durch Gold gedeckt, das heißt, jeder hatte das Recht, das Papiergeld gegen Goldmünzen im aufgedruckten Wert bei einer Bank einzutauschen.

Wildcat Bank: der Begriff bezeichnet eine betrügerische Bank, wie sie vor allem im amerikanischen Grenzland mehrfach anzutreffen war. Eine solche Bank gab angeblich durch Gold gedeckte Wertpapiere aus und kassierte dafür Gold bzw. Silber. Ein Zurückwechseln war aber nicht möglich, da die Bank angeblich an einem entfernten, abgelegenen Ort, dort wo die „Wildkatzen” sind, ihren Sitz hatte. So steckten die Betreiber wertvolles Edelmetall ein und ihre Kunden blieben auf nicht einwechselbaren, wertlosen Papieren sitzen. Solche Banken brachen gewöhnlich recht schnell zusammen, sobald klar wurde, dass ihre Banknoten nicht eingelöst werden konnten.


Warum sollte eine Bank gegründet werden?

In den frühen Tagen der Kirche waren die Finanzen von Joseph Smith und der Kirchenorganisation miteinander verwoben. Das war nicht ungewöhnlich, da im Amerika der Jackson-Ära religöse Gruppen, die wie Firmen organisiert sind und Besitz haben, missbilligt wurden.

1836 hatte die Kirche ihr Zentrum in Kirtland und erlebte wesentliches Wachstum. Die Heiligen errichteten unter erheblichen Kosten den Kirtland Tempel und mussten den Erwerb von Land und Firmen, die Einwanderung armer Mitglieder nach Ohio und die Missionsarbeit finanzieren.

Um dieses explosive Wachstum zu finanzieren, wurden Kredite aufgenommen. Joseph Smith und die Kirche hatten umfangreiche Kredite. Einige Kredite waren für Joseph, einige für Kirtland und einige für die Kirche. In einigen Fällen war Joseph der einzige Kreditnehmer, in anderen Fällen war er einer von vielen, die für eine bestimmte Schuld hafteten.

Banken leihen jenen, die sie als riskant einstufen, kein Geld. Das heißt also, dass seine Zeitgenossen Joseph Smith für fähig hielten, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Der Betrag der Kredite scheint insgesamt geringer gewesen zu sein als der Gesamtwert der Ländereien, Firmen und Güter, die Joseph und die Kirche besaßen. Dieses Kapital war jedoch schwer zu Bargeld zu machen. Die Kredite waren oft kurzfristig (von wenigen Wochen bis ungefähr 180 Tage, daher hatte Joseph ständig mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen.[3]

Wie waren Banken zu jener Zeit im jungen Amerika?

Die damalige Situation ist für einen heutigen Leser schwierig zu erfassen: Wir haben ein weltumspannendes Banksystem, Kontokarten, Kreditkarten, Hypotheken und Kreditlinien. Kirtland war in diesem Ringen nicht alleine, hunderte Gemeinwesen im Grenzland versuchten in den späten 1830-er Jahren Banken zu gründen.

Wie ein Autor anmerkt:

Die Gründer der Kirtland-Bank hätten ihre Schwierigkeiten vermieden, wenn die Führer der Nation und der Staaten es ermöglicht hätten, dass die Finanzmärkte auf geordnete Weise wachsen. Eine mittelgroße, zwanzigjährige Hypothek hätte die meisten Finanzprobleme, denen diese Gründer gegenüberstanden, gelöst.[4]

Die Heiligen waren reich an Land, aber arm an Bargeld. Kredit war spärlich im Grenzland und sogar gemünztes Geld war knapp. Die Heiligen konnten nicht einfach ihren beträchtlichen Reichtum an Ländereien in Bargeld umwandeln, um damit Käufe zu bezahlen. (Beispielsweise kann man niemandem 400 m² Grund für ein Fass Nägel geben).

Es gab keine nationalen Banken und viele Demokraten waren strikt gegen Banken. Jene im Grenzland brauchten verzweifelt Hilfe, um ihre Wirtschaft in Bewegung zu halten:

Die Haltung war im wesentlichen so: „Der Osten wird uns nicht finanzieren und wenn doch, bringen sie uns mit den Zinsen um.” Die Schlussfolgerung, dass sich Gemeinschaften im Grenzland selbst finanzieren sollten, was auch immer ihr hartes Eigenkapital sein mag, galt nicht nur einzig für Kirtland. Zu den wirtschaftlichen Bedingungen des westlichen Grenzlandes kam noch der mormonische Impuls, Eigenständigkeit zu fördern.[5]

Der Zusammenbruch der Kirtland Bank war nicht ungewöhnlich, ganz besonders nicht für ländliche Banken. Die Hälfte aller in den 1830-er Jahren gegründeten Baken war bis 1845 zusammengebrochen. Dies lag vor allem an den wirtschaftlichen Bedingungen der Zeit:

Die meisten Wirtschaftshistoriker glauben nicht, dass Banken damals gewöhnlich von prinzipienlosen Männern zu selbstsüchtigen Zwecken geführt worden sind. Im Grunde herrscht Einigkeit darüber, dass die Instabilität der Bankkredite in der Struktur des Bankensystems selbst begründet war und Faktoren umfasste, die außerhalb der Kontrolle der einzelnen Banken lagen. Der wesentliche Mangel des staatlichen Banksystems in den 1830-er Jahren lag darin, dass es sich vorwiegend um ländliche Banken handelte, die geringe Liquidität aufwiesen. In den großen Städten des Ostens konnten Kredite rasch liquidiert, also in Bargeld umgewandelt werden, indem man sie einfach kündigte. Das war aber in den abgelegenen Gebieten nicht möglich.... So vereinte sich unbekümmertes und unerfahrenes Bankmanagement vieler Staatsbanken mit einem Mangel an produktiven Geschäftskrediten und schuf ein staatliches Bankensystem mit schwerwiegenden Schwächen. Als Folge davon erfüllten staatliche Banken ihre Funktion auf Kosten dauernder Bankzusammenbrüche, brutaler Geschäftsfluktuationen und enormen Verlusten von Aktionären und Kontoinhabern.[6]

Wie funktionierte die KSS?

Wenn man bedenkt, dass das Bankwesen noch in den Kinderschuhen steckte, ist klar, dass die Heiligen nicht sehr klar verstanden, wie eine Bank funktioniert. Sogar Brigham Young, ein kluger Geschäftsmann, war verwirrt. Brigham zahlte eine Banknote, die er mit seinem Zeichen versehen hatte, ein.[7] Er war schockiert, als er dieselbe Note einige Tage später als Bezahlung von jemand anderen erhielt! Es scheint, Brigham Young hat gedacht, die Bank würde die Banknote für ihn aufbewahren und sie nicht in Umlauf bringen. Unter 'Bank' verstand er etwas wie einen Banksafe, in den man seine Wertsachen einschließt und die Bank sorgt für die Sicherheit dieser Wertsachen, verleiht sie nicht und gibt exakt die selben Dinge zurück, wenn sie verlangt werden. Brigham hat nicht verstanden, dass eine Bank über das eingelegte Geld einen Bericht führt, jedoch die eingelegten Mittel dazu verwendet um Kredite und Investitionen zu finanzieren und um andere Gläubiger damit zu bezahlen.[8]

Im Prinzip sollte die KSS Land und Goldgeld verwenden, um ihre Banknoten zu decken. Die Noten würden dann zirkulieren und als Geld dienen, was der unter Bargeldmangel leidenden Wirtschaft in Kirtland erlaubt hätte, zu funktionieren.

Nachdem es nicht gelungen war, eine Bankgenehmigung zu erhalten, wurde die KSS hastig in eine Aktiengesellschaft mit begrenzter Macht zum Ausstellen von Noten umgewandelt und „Kirtland Safety Society Anti-Banking Company” genannt.[9]

Kritik

„Wildcat Bank”?

Es gibt keinen Hinweis darauf, das die KSS eine „Wildcat Bank” war. Sie war in Kirtland angesiedelt, einer großen und blühenden Stadt in Ohio. Die Bank hat sich nicht geweigert ihre Schuldverschreibungen gegen Goldgeld einzutauschen. Ja, gerade diese Bereitschaft, ihre Noten anzuerkennen, verursachte schon sehr bald Schwierigkeiten, da die Bank bereits nach ungefähr zwei Wochen zu wenig Barmittel hatte, um ihre Noten umzutauschen.

Ungesetzlich?

Das operative Geschäft ohne Genehmigung zu beginnen war zweifellos eine unkluge Entscheidung. Es ist zweifelhaft, dass Joseph und seine Mitarbeiter zwischen der Verweigerung der Anerkennung ihres ersten Genehmigungsantrages und dem Beginn des operativen Geschäfts Zeit gehabt hatten, eine Rechtsberatung zu erhalten, [10] doch die Dokumente zur Schaffung der KSS zeigen eindeutig Merkmale, dass sie unter Rechtsbeistand erstellt wurden.[11] Wenn auch die Rechtsberatung, die sie erhalten haben, wahrscheinlich schlecht war, so ist das berufliches Versagen von Seiten des Rechtsanwaltes. Zusätzlich gab es beträchtliche Diskussionen darüber, ob die Anti-Bank-Gesetze überhaupt verfassungsmäßig waren.

Ein zweiter Antrag für eine Genehmigung wurde mit Unterstützung von Joseph Smiths nicht HLT Rechtsanwalt, Benjamin Bissell und anderen Nichtmormonen gemacht. Die Unterstützer der Bank hofften wahrscheinlich, dass sie später eine Genehmigung bekommen könnten, wenn die politischen Umstände günstiger wären und die Unterstützung durch juristische und politische Persönlichkeiten ermutigte sie vielleicht in ihrem Tun. Eindeutig sind Joseph und seine Unterstützer nicht einfach in ein waghalsiges Unternehmen geschlittert. Sie hatten sowohl politische als auch rechtliche Aussichten, die Grund zu Optimismus gaben.

Dennoch hätte die Bank auch trotz einer Genehmigung die Finanzkrise von 1837 nicht überlebt:

Sogar mit einer Genehmigung wäre die Kirtland Bank während der Wirtschaftskrise von 1837 zusammengebrochen. Bestenfalls hätte eine Genehmigung die Bank einige Monate mehr überleben lassen und sie wäre geschlossen worden ohne einen Rattenschwanz von Gerichtsverfahren und Abfall von der Kirche nach sich zu ziehen und sie wäre späteren Generationen einfach als ein geschäftlicher Fehlschlag und nicht als dubioses Projekt in Erinnerung. Es ist auch klar, dass die Wirtschaftskrise, die 1837 begann, mit oder ohne Bank die mormonische Gemeinschaft in Kirtland wegen ihrer maßgeblichen Rolle und der extremen Kurzfristigkeit ihrer Schulden ruiniert hätte. So schmerzlich die Bankaffaire auch war, so trug sie wahrscheinlich wenig dazu bei, den Kurs der mormonischen Geschichte zu ändern.[12]

Kurz, die KSS wurde in einem Gerichtsverfahren als illegale Bank befunden. Die Führer der Kirche bemühten sich ernsthaft um die Lösung der drückenden Finanzprobleme, unter denen sie litten und waren in diesem Unterfangen vielleicht etwas hastig und ein bisschen naiv. Es scheint kein absichtliches Bemühen gegeben zu haben, zu betrügen oder zu nötigen. Zudem sind die rechtlichen Angelegenheiten nicht einmal im Rückblick ganz klar:

Die Klärung der Frage, ob die Aktivitäten der Gesellschaft im Jahr 1837 wirklich gemäß dem Staatsrecht von Ohio ungesetzlich waren, erfordert ausgedehnte und tiefgründige juristische Analysen. Obwohl wir nun wissen, dass die Aktivitäten der Gesellschaft in der Tat die Vorschriften der Staatsverfassung von Ohio von 1816 verletzten, ist diese Schlussfolgerung nicht ganz frei von Zweifel, sogar mit dem Vorteil des späteren Wissens. Das muss 1837 noch viel weniger klar gewesen sein, als Joseph Smith mit der Entscheidung konfrontiert war, was er nach der Ablehnung der Genehmigung durch die Gesetzgebung von Ohio machen sollte.[13]

Jedenfalls hätte die Finanzkrise von 1837 auch dann nicht verhindert werden können, wenn alle Rechtsvorschriften eingehalten worden wären.

Bereicherung Josephs?

Joseph hatte keinen persönlichen Vorteil von der Bank und zog seine Unterstützung vor dem Zusammenbruch zurück. Joseph erlitt vermutlich mehr rechtliche Nachwirkungen des Geschehens als sonst jemand. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Joseph durch die Bank „reich wurde” oder den Versuch dazu machte. Für seine Bankaktien bezahlte er mehr als 85% der Anteilszeichner und er steckte mehr von seinem eigenen Geld in die Bank als sonst jemand mit Ausnahme einer Person.[14]

Im Juni 1837 waren die Immobilienwerte in Kirtland im Verlauf von nur einem Jahr um 800% gestiegen. Daher erscheint der Gedanke, die Bank mit Immobilien abzusichern, nicht unvernünftig.

Zusätzlich bedeutet die Schwäche der Bank einen ständigen Aderlass für Joseph und er gab beim Versuch sie zu retten beträchtliche Mittel aus, was auch drei neue Kredite beinhaltete, die schließlich seine Situation noch verschlimmerten.[15]

Joseph blieben Schulden in Höhe von 100 000 $. Er hatte diese Werte in Form von Grundbesitz und Waren, doch es war schwierig, dies in Bargeld umzuwandeln. (Ironischerweise war ja gerade dies der Grund gewesen, der zur Gründung der Bank geführt hatte)

Joseph floh aus Angst um sein Leben, doch ließ er auch Gläubiger zurück. Bewundernswert ist, dass er sogar noch bis 1843 daran arbeitete, seine Schulden aus Kirtland zu bereinigen, obwohl er weit weg in Nauvoo und außerhalb der Reichweite seiner Gläubiger war.[16]

Kein Prophet?

Joseph hat weder behauptet noch schriftlich niedergelegt, dass er eine Offenbarung bezüglich der Gründung der Kirtland Safety Society erhalten habe. Es scheint eher, dass dies sein Versuch war, ein komplexes und ernstes Problem zu lösen, für das es, wenn man bedenkt welche finanziellen Hilfsmittel ihm zur Verfügung standen, wahrscheinlich gar keine gute Lösung gab. Sein Bestreben die Finanzprobleme der Kirche zu lösen, führte zu einem schlecht beratenen Unternehmen, doch damit war Joseph nicht alleine: Hundertausende Siedler im Grenzland mussten zu ähnlichen Taktiken Zuflucht nehmen:

Falsche Bankenpolitik war der Grund dafür, dass sich Finanzdienste viel langsamer entwickelten als das Wachstum echter wirtschaftlicher Aktivitäten. Das verlangsamte den Wachstumsprozess und zwang die Leute, illegale Zahlungsmittel zu schaffen, um ineffektiven Tauschhandel zu ersetzen.[17]

Joseph bestand darauf, dass er nur ein Prophet war, wenn er als solcher handelte. Die Geschichte der Kirtland Bank ist ein gutes Beispiel dafür, wie fehlbare Menschen ihr Bestes tun, um ein unlösbares Problem zu lösen.

Brigham Young beschrieb ein Ereignis aus seinem eigenen Leben, das sich auf die KSS Zeit bezieht:

Ich kann den Menschen sagen, ich fühlte einmal einen Mangel an Vertrauen in Bruder Joseph Smith kurz nachdem ich ihn kennengelernt hatte. Es betraf keine religiösen Angelegenheiten, es ging nicht um seine Offenbarungen, sondern es war bezüglich seiner Finanzgebarung, wie er die zeitlichen Angelegenheiten, die er unternahm, handhabte. Ein Gefühl überkam mich, dass Joseph in seinem Finanzmanagement nicht auf dem richtigen Weg war, aber ich nehme an, dieses Gefühl dauerte keine Minute, vielleicht nicht einmal 30 Sekunden ...
Obwohl ich es in meinen Gefühlen eingestand und es die ganze Zeit wusste, dass Joseph ein menschliches, dem Irrtum unterworfenes Wesen war, war es immer noch nicht meine Angelegenheit, mich um seine Fehler zu kümmern. Ich kehrte von meinem Unglauben um, und auch das sehr plötzlich. Ich kehrte davon so schnell um, wie ich den Fehler begangen hatte. Es war nicht meine Angelegenheit, in Frage zu stellen, ob Joseph zu jeder Zeit und unter allen Umständen vom Herrn geboten wurde oder nicht...
Hätte ich das nicht gründlich verstanden und geglaubt, dann bezweifle ich sehr, das ich jemals das was „Mormonismus” genannt wird, angenommen hätte. Er war von Gott berufen. Gott führte ihn und wenn er im Sinn hatte, ihn sich selbst zu überlassen und einen Fehler zu begehen, dann war das nicht meine Angelegenheit. Und es war nicht meine Angelegenheit, es in Frage zu stellen, wenn der Herr Joseph das Volk in die Irre führen ließ, denn er hatte ihn berufen und belehrt, Israel zu sammeln und ihnen das Priestertum und das Reich wieder herzustellen.
Das war mein Glaube und ist immer noch mein Glaube. Die Leute werden nun ständig belehrt, sie sollen grundsätzliches Vertrauen in unsere Führer zu haben, damit wir sicher sind, dass wir so leben, dass Christus in uns zum lebendigen Brunnen wird, damit wir den heiligen Geist mit uns haben, uns jede Stunde und jeden Augenblick unseres Lebens anzutreiben, uns zu gebieten und zu leiten. Wie werden wir vorbehaltloses Vertrauen an alle Worte und Taten Josephs erlangen? Nur durch einen einzigen Grundsatz, nämlich, dass wir so leben, dass die Stimme des Geistes uns allezeit bezeugt, dass er der Diener des Allerhöchsten ist...[18]

Brigham Young leugnete also den Fehler nicht, noch bestand er darauf, er habe nie geschehen können. Dennoch erlaubte er sich nicht, sich dadurch abbringen zu lassen.


Die Kirtland Safety Society war ein unkluges Geschäft, das wahrscheinlich ungesetzlich war. Die Absicht der Kirchenführer scheint es nicht gewesen zu sein, das Gesetz zu brechen, sondern ein drängendes Problem zu lösen, das auch tausende andere betraf. Der Zusammenbruch der Bank war keine Folge von Missmanagement oder dem Wunsch, einzelne zu bereichern, sondern eine Folge der relativ labilen Natur der Finanzinfrastruktur der Zeit und der wirtschaftlichen Umstände des Jahres 1837. Auch wenn die Bank eine Genehmigung gehabt hätte, wäre das Resultat kaum anders gewesen, außer das die Kirchenführer weniger rechtliche Probleme und Verfolgung erlitten hätten.

Die Kirtland Safety Society ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, warum die Heiligen der Letzten Tage ihr Vertrauen nicht auf Menschen, sondern auf Gott setzen. Sie führt auch vor Augen, dass die Heiligen weiterhin fehlbare Menschen als Propheten Gottes unterstützen.

Fußnoten

  1. [back]  Dale W. Adams, "Chartering the Kirtland Bank," Brigham Young University Studies 23 no. 4 (Fall 1983), 477–478. Link GospeLink
  2. [back]   ?, "?," Latter Day Saints' Messenger and Advocate 3 no. 9 (June 1837), 521.
  3. [back]  See Marvin S. Hill, Keith C. Rooker and Larry T. Wimmer, "The Kirtland Economy Revisited: A Market Critique of Sectarian Economics," Brigham Young University Studies 17 no. 4 (Summer 1977), 389–471. Link GL direkte Verbindung
  4. [back]  Adams, 481–482.
  5. [back]  Edwin Brown Firmage and Richard Collin Mangrum, Zion in the Courts : a Legal History of the Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, 1830–1900 (Urbana and Chicago: University of Illinois Press, 1988), 54–58. ISBN 0252069803. ISBN 0252069803.
  6. [back]  Scott H. Partridge, "The Failure of the Kirtland Safety Society," Brigham Young University Studies 12 no. 4 (Summer 1972), 446–447. Link GL direkte Verbindung
  7. [back] Andrew Jenson, Historical Record (Salt Lake City: Andrew Jenson, 1888), 5:433.
  8. [back]  See Adams, 475–476.
  9. [back]  Partridge, 439
  10. [back]  Adams, 475.
  11. [back]  Hill, Rooker, & Wimmer, 457.
  12. [back]  Adams, 480.
  13. [back]  Hill, Rooker, & Wimmer, 441.
  14. [back]  Hill, Rooker, & Wimmer, 456.
  15. [back]  Hill, Rooker, & Wimmer, 432.
  16. [back]  Hill, Rooker, & Wimmer, 458.
  17. [back]  Adams, 481.
  18. [back] Brigham Young, "He That Loveth Not His Brother...," (29 March 1857) Journal of Discourses 4:297-297.

Zusätzliches Material

FAIRwiki Artikel

Joseph Smith, Jr. wiki Artikel
wiki-Artikel über Joseph Smith und Rechtsangelegenheiten


wiki Artikel über Prophezeiung
Artikel über die Erste Vision
Behauptungen über den Bericht von der Ersten Vision aus dem Jahr 1832
Behauptungen über andere Mitglieder bezüglich der Ersten Vision


Joseph Smith und das Okkulte

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